Die Clownerie bietet einen enormen Freiraum an Phantasie. Hier müssen keine sportlichen oder artistischen Übungen einstudiert werden. Durch subtile Veränderung des Äußeren wird eine erste Komik erzielt. Die gesellschaftliche Norm wird durchbrochen. Auch in seinem Verhalten wirkt der Clown meist unbeholfen, aber doch allzu menschlich. Er kann seinen Gefühlen freien Lauf lassen, ohne Sanktionen befürchten zu müssen. Oft steht der Clown vor schier unlösbaren Problemen, die ein „normaler Mensch“ so nicht kennt. Ganz alltägliche Dinge wie z.B. „das Gehen“ machen ihm schon zu schaffen.
Er verhält sich also gewissermaßen „peinlich“, ohne es jedoch zu sein. Denn durch seine menschlichen Emotionen schafft er es, diese Peinlichkeiten zu überspielen und auf seine Weise zu lösen.
Nach BALLREICH hat ein Clown folgende Eigenarten:
- Er hat kindliche Reaktionsweisen bewahrt. Er weint, wenn er traurig ist, und er kann auch im nächsten Moment wieder lachen.
- Seine Gefühle zeigen sich deutlich in der ganzen Körperhaltung, im Blick und in der Stimme.
- Auch mit den Sinnen erlebt der Clown noch unverfälscht. Weil er noch nicht „von des Gedankens Blässe angekränkelt“ ist, kann er über eine schöne Blume oder einen Ball oder ein Kunststück wirklich staunen. Das Essen schmeckt ihm so gut, dass die Zuschauer gerne mitessen würden, Töne können ihn so ergreifen, dass sich seine ganze Gestalt verwandelt.
- Aber auch sein Denken und sein Vorstellungsvermögen sind noch nicht festgelegt von den sachlichen und vernünftigen Bestimmungen der Dinge. Wie bei einem kleinen Kind verwandelt sich ein Gegenstand in seiner Phantasie.
- Er hat sich ein offenes Bewusstsein bewahrt. Er ist noch nicht festgelegt und vollgepfropft mit Vorurteilen und intellektuellen Wissen.
Dadurch gerät er allerdings immer wieder in Konflikt mit den Gesetzen der sachlichen Welt (der verflixte Notenständer; der Koffer der sich nicht öffnen will...) und mit den Gesetzen der gesellschaftlichen Umgebung (Anweisungen des Direktors, Probleme mit den Kollegen...). Dort wo der angepasste Mensch längst den Mechaniker geholt oder sich den Anweisungen gefügt hätte, spielt der Clown diese Konfliktsituation voll aus: mit allen Gefühlen der Enttäuschung und auch der Freude. Weil er nach jedem Fehlschlag mit aller Naivität und Positivität wieder von vorne anfängt, erinnert er die Zuschauer an die grundsätzlich optimistische Einstellung des kleinen Kindes, wenn es beim Gehen lernen nach jedem Hinfallen immer wieder von neuem aufsteht. Diese Lebenshaltung ist in jedem Menschen verborgen. Der Clown lebt sie in vorbildlicher Weise [1].
Das Hauptaugenmerk liegt auf dem szenischen Spiel. Es müssen keine artistischen Fähigkeiten geübt werden. Der Clown tritt mit dem Publikum in Interaktion. Sein Ziel ist es Komik zu erzeugen und er kann die Reaktion direkt am Publikum ablesen.
In der Regel erreicht er das dadurch, extreme Seiten der menschlichen Natur überdeutlich und markant zu spielen.
Wesentliche Aspekte der Clownerie sind:
das Rollenspiel | die Empathie | die Improvisation |
das Theaterspiel | die Komik |
Richtig betriebene Clownerie ist für Kinder ab 6 Jahre geeignet.
[1]Vgl.: BALLREICH, Rudi; GRABOWICKI, Udo von (Hrsg.): Zirkus-Spielen. Ein Handbuch für Artistik, Akrobatik, Jonglieren, Äquilibristik, Improvisieren und Clownspielen. Stuttgart: S. Hirzel Verlag 1992, S. 261, 262.